Mitteformat, Vollformat, APS-C, MFT, 1-Zoll Sensoren. Häh? Wer kennt sich da noch aus und was ist das genau?
Ohne nun genau auf die verschiedene Formate einzugehen, möchte ich die vermeintlich aktuelle Situation aufgreifen:
Vollformatkameras ein Hype, oder doch eher eine Ente?
Wechseln Hobby- und Ambitionierte Fotografen wirklich in einer beachtlichen Anzahl vom Smartphone zu Vollformat-Kameras das sich die Fachzeitschriften mit Meldungen überschlagen?
Also ich persönlich sehe bei meinen Fotowalks nach wie vor keine „normale“ Menschen mit Canon, Lumix-S, Nikon oder Fuji Bomber rumlaufen. Die Fotoprofis vermeiden eh Hotspots mit Menschenmengen. Die eignen sich nicht für das große und unhandliche Vollformat-Equipment, das oftmals mehrere Kilo schwer ist, und im Normalfall auf einem Stativ stehen sollte.
Nein, der Fotografie-Nerd ist eher ein scheues Reh, der seine Location detailliert vorplant, um dann alleine mehrere Stunden lang sein Fotoshooting zu zelebrieren. Wenn dann ein bis zwei perfekte Bilder als Ausbeute entstehen, ist er zufrieden. Hier lohnt sich in der Tat ein Vollformat-Bomber. Denn zugegebener Maße schlägt das Vollformat in der Fotoqualität alle anderen Formate, das Mittelformat vielleicht mal ausgenommen.
Wir anderen Knipser und Möchtegern-Fotografen müssen keine Hochglanz Magazine oder Bildagenturen bedienen, sondern eher Instagram, da reicht das Handy allemal. Wenn wir aber irgendwann erkannt haben, dass unsere Ambitionen nun doch eher zum fotografieren statt knipsen gehen, und dass hier das Handy seine Grenzen hat, wird es in der Tat Zeit sich einer wirklichen Kamera zu nähern.
Trotzdem möchten wir dann weiter mobil mit unserer Fotoausrüstung bleiben, um das urbane Leben bei einem Besuch in der Stadt vielleicht künstlerisch festzuhalten, oder beim spazieren und wandern Tiere, Natur und Landschaften eben über den Möglichkeiten eines Handy zu fotografieren.
Sicherlich findet sich dann auch das eine oder andere Foto an einer Wohnzimmerwand, oder in einem Monatskalender. Aber kaufen sich dazu die ehemaligen Smartphone Knipser oder Anfänger der Fotografie wirklich Vollformat-Bomber? Sicherlich gibt es solche Menschen. Aber einen Boom?
Fakt ist, das die Smartphone- und IPhone Knipsen heute mehr können, als den großen Kamera Herstellern lieb ist. Und es hat deswegen auch schon einige namhafte Hersteller verschwinden lassen.
Nun versuchen die wenigen, die bis dato überlebt haben ihre Nische zu finden, oder die Produkte so zu gestalten, dass diese am Markt konkurrieren können. Als bestes Beispiel dient Leica aus dem hessischen Wetzlar.
Diese Marke hat es schon zu analogen Zeiten verstanden sich als Premium Marke zu etablieren. Heute produziert Sie digitale Kameras im hochpreisigen Segment, mit Erfolg. Da werden z.B. Vollformatkameras gebaut mit einer einzigen Festbrennweite oder man kann gar nur schwarz/weiß damit fotografieren, wie mit der Leica Q2 Monochrom die tagesaktuell bei 5700.- Euro liegt. Es ist Chick mit LEICA zu fotografieren, aber ich bin davon überzeugt das die wenigsten diese tollen Kameras auch wirklich verstehen, und damit weiterhin nur damit knipsen statt zu fotografieren. Sehen und gesehen werden, geschenkt!
Die Firma Panasonic, die mit Olympus wesentlich an der Entwicklung des Micro Four Thirds (MFT) Sensors beteiligt war, sprang letztes Jahr auf den Vollformatboom auf. Mit der LUMIX S1 Serie die weit über 2000.- Euro ohne Objektive beginnt möchte sie den vermeintlichen Boom wohl nicht verschlafen. Wie man hört sind die eigenen Landsleute in Japan diesem Boom noch nicht gefolgt, und haben im Gegenteil die altgediente Lumix G Serie mit MFT Sensor im gleichen Jahr an die Verkaufsspitze gehoben.
Mit der LUMIX G9 hat Panasonic 2018 ihre letzte Profikamera im MFT-Format entwickelt, die noch heute alle Voraussetzungen für die professionelle Foto- und Videografie erfüllt. Deshalb ist diese nach wie vor bei Tier- Natur- und Landschaftsfotografen, wegen dem leichten Equipment sehr beliebt. Panasonic profitiert zudem von der Kooperation mit LEICA, die eine Vielzahl an sogenannten Pro-Objektive mit herausragender Qualität und relativ leichtem Gewicht für die G-Serien Reihe entwickelt hat. Auch die kleinen Reise Kompaktkameras und Bridgekameras sind mit Leica Objektiven bestückt.
Olympus als MFT-Kamera Hersteller hat sich 2020 von seiner Kamerasparte getrennt.
Nach vielen Gerüchten, oder gar die Befürchtung für das aus der Olympus und der MFT-Kameras insgesamt, ist die Sparte nun an OM Digital Solutions Corporation zu 95% Aktienanteil übertragen worden. Diese verkaufen die bisherigen Olympus-Kameras auf einer eigenen Webseite weiter.
Sogar die Endentwicklung des M.ZUIKO DIGITAL ED 150‑400mm F4.5 TC1.25X IS PRO, der Superlativ unter den Super-Teleobjektiven, und dies an einem MFT-Sensor, wurde fertiggestellt und hat nach OMDS Aussagen eine hohe Nachfrage vor allem bei Sportfotografen die bisher mit Vollformat arbeiteten und sich wenn nicht vorhanden eine MFT-Kamera dazukaufen müssen.
Sicherlich ist das 150-400mm auch schon eine ausgewachsene Tüte. Aber ein Zoomobjektiv das man mit einem optional erhältlichen Telekonverter auf eine ultimative Brennweite von 2000 mm erweitern kann, ist schon einzigartig.
Da wäre das Vollformatobjektiv 4 x so lang und breit und entsprechend schwer. Das Olympus Objektiv kostet mit 7000.- Euro. kein Pappenstiel. Mit der aktuellen Profikamera von Olympus dann fast 10000.- Euro. Also alles richtig gemacht bis hierher, OMDS.
Weiterhin erklärte OMDS in 2021 gegen alle Gerüchte, einzig am MFT-Sensor festzuhalten und nicht in das Vollformat Segment einsteigen zu wollen. Im Gegenteil, man soll sich in 2021 auf weiter Überraschungen im MFT-Segment gefasst machen.
Man hört auch von noch engerer Kooperation zwischen OMDS und Panasonic im MFT-Bereich. Ob wir von Panasonics G-Serie bald was neues hören?
Der Micro Four Thirds Sensor lebt!
Autor: Uwe Maginot